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Warum fahren wir eigentlich Roller?

Motorroller sind Sonderbauarten von Motorrädern, die ohne Knieschluss gefahren werden. Der typische Motorroller, wie er in den 1950er-Jahren mit Vespa, Lambretta und ähnlichen bekannt wurde, hat zwischen Lenker und Sattel einen freien Durchstieg, das heißt im Kniebereich keine festen Fahrzeugteile wie Kraftstofftank und Motor, ein Bodenblech als Trittbrett statt Fußrasten und eine Verkleidung zum Schutz vor Verschmutzung. Neben herkömmlichen Motorrollern mit Verbrennungsmotor setzen sich zunehmend Elektromotorroller im Markt durch.

Geschichte

Der amerikanische Hersteller Autoped Company of Long Island City, New York, stellte 1915 den ersten ursprünglich als Kinderroller gedachten Motorroller her. Der erste Motorroller deutscher Produktion, ein Lizenznachbau von Autoped, wurde 1919 von Krupp in Essen hergestellt; der Krupp-Roller von nur 130 cm Gesamtlänge hatte Vorderradantrieb. DKW beziehungsweise die Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen nannten ihr ab 1921 gefertigtes Sesselrad, das einige Merkmale eines Motorrollers aufwies, Golem; produziert und vertrieben wurde es von 1921 bis 1922 von Eichler in Berlin. Das 1922 entstandene DKW-Sesselrad Lomos hatte einen 142-cm³-Zweitaktmotor und ebenso wie das Golem Gebläsekühlung und Riemenantrieb; auch diese Produktion wurde an Eichler abgegeben, sie endete 1925. Beide DKW-Modelle hatten am Vorderrad eine geschobene Kurzschwinge mit Hilfsgabel.

  • Autoped (1919)
  • Krupp-Roller (1919)
  • Lomos (1923)

Nachkriegszeit

1946 wurde der Motorroller durch die Vespa des italienischen Unternehmens Piaggio weltweit bekannt. Innocenti mit der Lambretta folgte 1947. Die typische Form stammt von Motorrollern alliierter Luftlandetruppen, den sogenannten Welbikes. Diese Bauweise wurde bis heute von vielen Herstellern übernommen.

Motorroller waren oft in Kinofilmen der damaligen Zeit zu sehen, was ihre Verbreitung förderte, beispielsweise in

  • Ein Herz und eine Krone (1953) mit Audrey Hepburn und Gregory Peck
  • Happy End im September (1961) mit Rock Hudson und Gina Lollobrigida;
  • Unter der Treppe (1969) mit Rex Harrison und Richard Burton.

Der Prototyp des Rollers Riedel Till ist im deutschen Heimatfilm Schwarzwaldmädel (1950) mit Sonja Ziemann, Rudolf Prack und Walter Müller zu sehen; Dreh-Ende war am 3. Juni 1950, im Herbst 1950 wurde die Entwicklung des Till-Rollers eingestellt.

Einen Motorroller zu fahren wurde wichtiger Bestandteil der damaligen Jugend-Subkultur (siehe dazu Mod (Subkultur)).

Einer der ersten westdeutschen Roller nach dem Krieg (1949) hieß Walba (später als Faka weiterproduziert). Noch früher war der von dem Flugzeugkonstrukteur Heinz Sombold entworfene Roller Troll mit Vorderradantrieb entstanden, der bei VMO, einem Hersteller in Lamspringe, und später von Faka produziert wurde. Der erste Rollerboom war in den Jahren des Wirtschaftswunders. Weitere westdeutsche Rollertypen waren das Maicomobil, der Heinkel Tourist, die Zündapp Bella und die Dürkopp Diana. Von 1954 bis 1957 baute DKW den Motorroller DKW Hobby mit stufenlosem Riemengetriebe (System Uher) in einer Auflage von 45.303 Einheiten. In Österreich dominierte Puch mit 125er- und 150er-Rollern den Markt; dazu gab es auch Kleinroller mit 50 cm³ Hubraum, u. a. Puch DS 50.

In der DDR fanden die Roller Pitty, Wiesel, Berlin und Troll weite Verbreitung, ebenso wie die aus der Tschechoslowakei importierten Modelle Čezeta, Tatran und Manet. Zu Beginn der 1950er gab es in der Presse erregte Diskussionen über das Problem, dass Frauen als Sozia oft im Damensitz, also seitlich auf dem Roller sitzend, mitgenommen wurden, was mitunter Ursache von Unfällen war. Ferner wurden von Simson die Kleinroller KR 50 und Schwalbe produziert, die jedoch konstruktiv eher als verkleidete Mokicks aufzufassen sind. 1986 folgte der Kleinroller SR50. Die Simson-Kleinroller wurden in großen Stückzahlen produziert.

Waren 1961 noch 518.000 Motorroller in der Bundesrepublik Deutschland zugelassen, fiel deren Marktanteil auf einen absoluten Tiefstand im Jahre 1971. Anfang der 1990er-Jahre waren noch 72.000 Motorroller in der BRD zugelassen.

Neuzeit

Peugeot Speedfight 3
Yamaha Tricity
Rondelli Motorroller

Die Industrie schaffte es in den 1990er-Jahren, dem Motorroller ein neues Image zu geben, das das klassische Kleinkraftrad in Form des Mokicks ablöste.

„Erst in dem Moment, als die Hersteller erkannten, dass sich 50er Roller nicht nur an Hausfrauen und Pastoren verkaufen ließen, gewann die Rollerwelle an Schwung. Der Schlüssel zu dieser Entwicklung lag in der Entdeckung der sportlichen Roller-Gene.“

– Alan Seeley

Die Roller wurden nun vor allem als Scooter und Cityflitzer verkauft. 1994 erschien der Aprilia SR 50, der erste Sportroller in der Klasse bis 50 cm³ Hubraum, der technisch auf dem neuesten Stand war.[7] Der Honda-CN-250-Helix-Roller mit 250 cm³ Hubraum wurde 1992 in Deutschland angeboten. Yamaha Majesty (1996) und Suzuki Burgman (1998) folgten. Es kamen „überdachte“ Roller wie der BMW C1 (2000) hinzu.

Dreirädrige Roller wie der Peugeot Metropolis 400, Piaggio MP3 (2006), Quadro Qv3, Yamaha Tricity und Kymco CV 3 550i sind neue Entwicklungsstufen des Motorrollers.

Leistungsstarke Motorroller wie die Aprilia SRV 850 und BMW C 600 Sport erschienen 2012. Die bisher gebauten Zweitaktmotoren im Bereich bis 50 cm³ Hubraum werden bei Neufahrzeugen aufgrund der seit 2016 geltenden Abgasvorschriften durch Viertaktmotoren ersetzt. Motorroller mit Zweitaktmotoren über 50 cm³ Hubraum sind seit 2003 als Neufahrzeuge nicht mehr erhältlich. Neben den Modellen mit Verbrennungsmotor gibt es zunehmend Elektromotorroller. Insbesondere in China sind Elektroroller stark verbreitet, da Roller mit Verbrennungsmotor dort in vielen Innenstädten verboten wurden.


Fünf Gründe, warum dem E-Scooter die Zukunft gehört

Elektro-Tretroller sind vielerorts in Deutschland bereits fester Bestandteil des Verkehrsgeschehens. Doch es gibt auch viele Kritiker dieser neuen Art der Fortbewegung in der Stadt. Dabei haben die E-Scooter zahlreiche Vorteile, meint Vladimir Balzer.

Das Wichtigste: E-Scooter machen Spaß. So viel Spaß, dass er hierzulande schon wieder verboten werden muss. Was anderes fällt den mobilitätsfeindlichen Ordnungsspießern mal wieder nicht ein: drangsalieren, einschränken, drohen, die Polizei anstacheln. Da könnte sich ja eine neue Art der Fortbewegung in der Stadt etablieren, die wir noch nicht kennen! Leise surrend, platzsparend, offen für Kontakte und Flirts. Bereit für das – natürlich verbotene! – Fahren zu zweit, eng umschlungen auf dem schmalen Rollerbrett.

Und da ist schon Grund Nummer 2:

E-Scooter gehören zu den sichersten Fahrzeugen überhaupt. Sie dürfen nicht schneller als 20 Kilometer pro Stunde fahren, die Geschwindigkeit einer durchschnittlich schnellen Fahrradfahrt. Mit Tempo 20 ist der Bremsweg sehr gering und wer vorausschauend fährt, bremst vorausschauend und gefährdet im besten Fall niemanden. Oder jedenfalls nicht mehr als auf dem Fahrrad. Oder – halt! – im Auto!

Womit wir bei Grund 3 wären, warum den E-Scootern die Zukunft gehört: Sie tragen dazu bei, dass rückschrittlichste, menschenfeindlichste, umweltschädlichste und platzfressendste Fortbewegungsmittel der Menschheit in Frage zu stellen: das Auto. Vielleicht ist die Aufregung über die Roller auch deswegen so groß, weil es dem Autoverkehr weiter an den Kragen geht, obwohl der am meisten Platz frisst und uns alle am meisten gefährdet.

Und da kommen wir schon zu Grund 4: Niemand muss in Zukunft mehr ein Fortbewegungsmittel kaufen. Viele stolze Autobesitzer können sich das vielleicht nicht vorstellen, aber Privateigentum, mit dem man öffentlichen Raum in der Stadt okkupiert – das wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Und Grund Nummer 5, warum den E-Scootern die Zukunft gehört? Weil irgendwann verdammt noch mal alle, die sie benutzen, sie gefälligst an den Rand des Bürgersteigs stellen, und zwar längs! Und nicht quer! Ist das so schwer zu verstehen? Wenn das auch noch läuft, dann läuft’s.